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Baugeschichte

Ende des 19. Jahrhunderts waren die staatlichen Behörden und Ämter in verschiedenen Gebäuden untergebracht. Die Kommunikation zwischen den Gebäuden führte zu so manchem Zeitverlust. Da sich das Land in den vorangegangenen Jahrzehnten gut entwickelt hatte, gab es auch dementsprechend mehr Beamte. Die Amtsstellen platzten aus allen Nähten. Es herrschte dringender Handlungsbedarf: ein neues liechtensteinisches Amtsgebäude musste entstehen. Dieses sollte Landtag, Regierung und alle öffentlichen Ämter in sich aufnehmen. Das neue Amtsgebäude würde das neue staatliche Selbstbewusstsein zum Ausdruck bringen und den Mittelpunkt des politischen Lebens und der Verwaltung repräsentieren.

Perspektivzeichnung und Skizzen von Fassadenvarianten von Architekt Gustav von Neumann um 1900

Perspektivzeichnung und Skizzen von Fassadenvarianten von Architekt Gustav von Neumann um 1900

Die Regierung suchte beim Landesfürsten Johann II. an. Dieser beauftragte daraufhin seinen Architekten in Wien, Gustav von Neumann, mit Projektplänen für ein Regierungsgebäude. Im Juli 1900 wurden der Bauplan und die Baukostenschätzung den Landtagsabgeordneten vorgelegt. Das Projekt fand Anklang, die Kosten und der mögliche Standort mussten jedoch noch besprochen werden. Zwei Standorte standen zur Debatte: der fürstliche Weingarten (Herrenwingert) am nördlichen Ende von Vaduz und das Amtsquartier in der Nähe der Kirche. Nach einigem Abwägen entschied sich der Landtag für letzteren Ort.

Diskussion um Bauplan

Der fürstliche Architekt Gustav von Neumann (1859-1928) hatte mit der Pfarrkirche Schaan und der Pfarrkirche Ruggell bereits zwei repräsentative Bauten in Liechtenstein geschaffen. Vor Erstellung des Bauplans hatte er das Baugelände im Vaduzer Städtle eingehend studiert und fotografiert. Die Architektur des Regierungsgebäudes hatte er den vielen Aufgaben, die es erfüllen sollte, angepasst. Das Regierungsgebäude sollte angemessene Repräsentationsräume aber auch ein Gefängnis enthalten. Kurz vor Baubeginn jedoch verlangte die Baukommission einschneidende Planänderungen zur Senkung der Kosten.

Die gewölbten Gänge wurden als überflüssig, die Amtszimmer als zu hoch und die Treppenanlage als zu luxuriös erachtet.

Von Neumann vertrat entschieden den Standpunkt, dass das Land in ein Regierungsgebäude investieren sollte, das auch für künftige Generationen geeignet sei. Er habe die Baupläne an Bezirkshauptmannschaftsgebäuden in kleineren Orten orientiert, einem Rang, der nicht zu vornehm für das Regierungsgebäude sei. Sollte die Baukommission einschneidende Planänderungen zur Senkung der Kosten vornehmen, übernehme er keine Verantwortung für das Projekt.

  • Treppenhaus Regierungsgebäude: Blick ins Treppenhaus mit den drei ostseitigen Rundbogenfenstern. Aus der Erbauungszeit 1903/1905 stammen die schmiedeeisernen Treppengeländer, Messinglampen und die von der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt, Innsbruck, ausgeführten Fenster
  • Seitenkorridor 1. Stock, Süd: Blick in den südlichen Seitenkorridor mit den neuen Brandabschlusstüren

Wichtige Unterstützung

Der Architekt wandte sich an den Fürsten, der sich rasch bereit erklärte, die Mehrkosten zu übernehmen, um die von der Baukommission verlangten Änderungen zu vermeiden. Dadurch konnte auf die architektonisch nachhaltigen Korrekturen verzichtet werden. Nachdem vorbereitend zwei Anwesen auf dem Baugrund erworben und abgebrochen werden mussten, konnte der Bau des Regierungsgebäudes im Sommer 1903 beginnen. Die Bauarbeiten dauerten bis Ende 1905. Zahlreiche Unternehmen, Lieferanten und Arbeiter waren daran beteiligt. Für viele Aufträge gab es keine inländischen Angebote, da der gewählte Baustandard sehr hoch war. Im Gebäude wurde beispielsweise die erste Zentralheizung und Ventilationsanlage des Landes eingerichtet.

Auch die Fassade des Regierungsgebäudes sorgte mit ihren Bildhauer- und Stukkaturarbeiten für reichlich Gesprächsstoff. Der Vorplatz des Regierungsgebäudes wurde asphaltiert, was in der damaligen Zeit eine auffällige Neuigkeit darstellte.

  • Halbfigur im Fürst Johannes Saal im Regierungsgebäude: Landesfürst Johann II., in dessen Auftrag die künstlerische Ausgestaltung des Landtagssaals erfolgte. Werk des akademischen Bildhauers Josef Beyer, Wien, um 1903
  • Das Regierungsgebäude kurz nach seiner Fertigstellung

Künstlerische Elemente

Der Baustandard war für die damalige Zeit – wie bereits erwähnt – sehr hoch. Die Möbel und Einrichtung wurden sorgfältig ausgewählt, um einem Regierungsgebäude genügen zu können. Besonderer Wert wurde auf die künstlerische Ausstattung des Gebäudes gelegt. Die Tiroler Glasmalerei- und Mosaik-Anstalt in Innsbruck wurde mit den Glasmosaiks für die Hauptfassade beauftragt. An der Stirn des Regierungsgebäudes sollten das Wappenbild und die beiden allegorischen Figuren „Justiz“ und „Verwaltung“ auf dessen öffentliche Bedeutung hinweisen.

Von der Tiroler Glasmalereianstalt stammen auch die Wappenfenster im Treppenaufgang. Die Fenster sind in Kathedralverglasung in sechseckiger Rautenform ausgeführt.

Der Landtagssaal, der heutige Fürst-Johannes-Saal, wurde im Auftrag und auf Kosten des Landesfürsten künstlerisch ausgestattet. Verschiedene Wiener Kunstschaffende kreierten für die Wandnischen des Saales Fürstenbildnisse und Wappenbilder. Ein grosser schmiedeiserner Lüster, hergestellt in der „k.u.k. Hof-, Bau- und Kunstschlosserei Valerian Gillar, Wien“ zierte prominent die Decke des Saals.

  • Das Wappenbild und die beiden allegorischen Figuren Justiz und Verwaltung wurden nach Entwürfen des Wiener Malers Rudolf Sagmeister in Glasmosaik geschaffen. Die Hohlkehlen wurden auf Wunsch des Fürsten nach einem Luzerner Muster bemalt.
  • Glasfenster Treppenhaus mit Wappenscheibe „Fuersten von Liechtenstein/Stammwappen“ – Im mittleren Rundbogenfenster im Treppenhaus zwischen 1. OG und 2. OG befindet sich die von der Tiroler Glasmalerei- und Mosaikanstalt, Innsbruck, 1905 gefertigte Wappenscheibe
  • Der Landtagssaal in seiner ursprünglichen Ausstattung mit dem vom Fürsten gestifteten Lüster
  • Die Entwurfszeichnung des Kronleuchters

Beträchtliche Baukosten

Die Kosten für Bau und Einrichtung des Regierungsgebäudes beliefen sich auf 377‘528 Kronen. Damit lagen sie deutlich über den Zahlen des damaligen Staatshaushaltes. Fürst Johann II. steuerte 100‘000 Kronen bei, die „landschäftliche Sparkasse“ gewährte ein Darlehen von 260‘000 Kronen. Die Gesamteinnahmen und –ausgaben des Landes beliefen sich 1905 auf etwas über 306‘000 Kronen, 1906 auf etwa 240‘000 Kronen. Die Steuereinnahmen beliefen sich in diesen beiden Jahren auf jeweils knapp 38‘000 Kronen. Allein dieser Vergleich zeigt, welchen Stellenwert die damaligen Behörden dem Bau des Regierungsgebäudes einräumten.

Vielfach genutzt

Die Entscheidung von Landtag und Regierung für den Bau des Regierungsgebäudes war mutig und weitsichtig. Etwa 50 Jahre lang beherbergte das Gebäude fast alle staatlichen Behörden. Neben der Verwaltung und Regierung waren dies auch das Parlament und das Gericht. Das Regierungsgebäude war überaus grosszügig konzipiert. So fanden über längere Zeit sogar andere Unternehmen und Institutionen im Regierungsgebäude Heimat. Die Sparkassa (heute Liechtensteinische Landesbank) war bis 1953 im Regierungsgebäude tätig. Und auch die 1920 gegründete Bank in Liechtenstein (heute LGT) liess sich bis 1933 im Regierungsgebäude nieder. Bis 1991 befand sich im Regierungsgebäude die Landespolizei und somit das einzige Gefängnis des Landes.
 

Umbau Regierungsgebäude

Ausführliche Informationen zum Umbau des Regierungsgebäudes und zur Umgestaltung des Regierungsviertels Anfang der 1990er-Jahre sind in der unten angeführten Broschüre zu finden.

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